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19. Dezember 2024

So werden wir beim Fössebad hinter die Dusche geführt – Teil 2

Ist der Stadt jedes Mittel recht und der Bürgerwille egal?

Eingang Fössebad
Dieser Eingang wird bald Geschichte sein

Außenbecken oder 50m-Wettkampfbahn – das gewollte Dilemma

Eine Schein-Alternative, die keine ist: Die Stadt gibt vor, sie habe zwischen einem 50m-Wettkampfbecken und einem Freibadbereich abwägen müssen. Doch dieser Konflikt ist nur vorgetäuscht. In Wirklichkeit gehören 50m-Becken und Freibad zusammen.

Der Sport wird das Fössebad dominieren. Deshalb brauchen Familien ein Freibad als Ausgleich.

Wer sich anschaut, wie oft das Stadionbad – bisher das einzige öffentliche Bad mit 50m-Bahn in Hannover – aufgrund von Wettkämpfen bisher geschlossen war, kann sich an den Fingern einer Hand abzählen, wie oft das geplante Fössebad für “normale” Schwimmer und vor allem Familien ausfallen wird. Und das wird verschärft gleich nach der Eröffnung losgehen: Schon heute steht fest, dass das Stadionbad wegen zwingender Sanierungsarbeiten mindestens 1½ Jahre wird schließen müssen. Die Sanierungsarbeiten des Stadionbades sollen unmittelbar nach der Eröffnung des neuen Fössebades beginnen.

Auch Sportler haben Familie. Darum gehören beim #FoesseFREIbad 50m-Bahn und Freibad zusammen. Bitte teilen. Klick um zu Tweeten

Deshalb ist es das Mindeste, dass Familien und reguläre Schwimmer mit dem Freibad während der Saison wenigstens einen kleinen Ausgleich bekommen. Freibad und 50m-Bahn gehören zusammen, nur das macht Sinn und bedient beide Zielgruppen gleichermaßen. Ich finde es perfide, wie die Stadt versucht beide Gruppen – Sport- und Freizeitschwimmer – gegeneinander auszuspielen.

Schon 2010 verlangte die WASPO eine zweite Halle im Fössebad

Der Hunger des Sports auf Wasserflächen ist groß. Das wurde 2010 so richtig öffentlich, als die WASPO eine zweite Halle für den Sportbetrieb im Fössebad forderte. Sie argumentierte, eine zweite Halle sei erforderlich, damit überhaupt noch Zeiten für Familien und Freizeit-Schwimmer zur Verfügung stehen.

Viele Schulen aus den umliegenden Stadtteilen nutzen das Hallenbecken vormittags für ihren Schwimm­unterricht, am späten Nachmittag ziehen dort Vereinsschwimmer ihre Bahnen. Abends wird dann Kanupolo in dem nur 25 mal 16 Meter kleinen Becken trainiert. „Dadurch können wir für unsere normalen Badegäste nur sehr eingeschränkte Öffnungszeiten anbieten“, sagt Seidensticker. Das soll sich mit dem Anbau ändern. Dann stünde ein Becken von 7 Uhr morgens bis 22 Uhr abends durchgehend zur Verfügung. „Außerdem entlasten wir das Stadionbad, das ja auch von Vereinen enorm frequentiert wird“, sagt der Vereinsvorsitzende.1

Seit Langem klagen die Schwimmvereine über zu wenig Hallenkapazitäten in der Stadt. Auch Schulklassen stehen oft Schlange zur Schwimmausbildung. Offizielle Wettkämpfe verringern an etlichen Tagen die Wasserfläche für Training oder Freizeit noch weiter. Im Fössebad gibt es derzeit ein Nichtschwimmerbecken und ein kleines, 25 Meter mal 12,5 Meter messendes Schwimmerbecken. Zu wenig für den Andrang, vor allem im Winter.

Entwurf WASPO-Halle im Fössebad
Quelle: HAZ, © Architekten der WASPO

Weil vormittags, am späten Nachmittag und abends die Halle häufig für Vereine und Schulen reserviert ist, bleibt für den normalen Besucherverkehr nur eine eingeschränkte Öffnungszeit übrig. Der zahlende Besucher aber sorgt für Einnahmen, um das Bad am Laufen zu halten.2

„Es ist beabsichtigt, dieses zusätzliche Becken ausschließlich durch Mitglieder des neuen Vereines nutzen zu lassen“.3

Hannover braucht mehr Wasserflächen. Genau das leisten die Pläne der Stadt aber nicht! #FoesseFREIbad Bitte teilen. Klick um zu Tweeten

Schon damals hat der Bezirksrat Linden-Limmer einen Beschluss gefasst, dass die von der WASPO geforderte zweite Halle nicht zu Lasten des Freibads gehen darf. Aus den Plänen wurde nichts. Aber der Effekt ist der gleiche: Jetzt werden für den Vereinssport Wasserflächen auf Kosten des allgemeinen Badebetriebes geschaffen.

Unter dem Strich: Der Druck des Sports auf die Wasserflächen ist groß. Die Stadt hat dem nachgegeben und dafür die Bedürfnisse der Familien und nicht organisierten Schwimmer zurückgestellt. Vereine sind eben auch ein leichter mobilisierbares Wählerpotential.

Lesen Sie in der nächsten Folge:
Warum ein kleines 25 x 20 m Freibadbecken plötzlich 4 Millionen € kosten soll. Und eine Sauna 2 Millionen €.

 

 

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  1. HAZ vom 03.12.2010
  2. HAZ vom 26.05.2011
  3. HAZ vom 30.06.2011
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