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18. März 2024

Fössebad: Sportarena in der Sackgasse?

Wie sinnvoll ist ein Wettkampfbad mitten in einem ruhigen Wohngebiet?

Schwimmwettkampf Fössebad

Noch immer üben Vereinslobbyisten massiv Druck auf die Stadt aus, statt eines stadtteilorientierten Familienbades in Linden-Limmer ein Wettkampfbad mit 1000 Tribünenplätzen zu bauen. Der Haken: Der Standort in der Fösse liegt ohne leistungsfähigen Verkehrsanschluss in einer Sackgasse, mitten in einem ruhigen Wohngebiet. Das Fössebad eignet sich nicht als Sportarena!

Sportbad auch verkehrstechnisch ein Schildbürgerstreich

Hannover braucht ein zweites Stadionbad – gut erreichbar und mit vorbildlichem Verkehrsanschluss. Der Bedarf ist unbestritten vorhanden. Aber neben einer angemessenen Größe und Ausstattung braucht ein international ausgerichtetes Wettkampfbad vor allem eine hervorragende Erreichbarkeit. Der vorgesehene Standort liegt jedoch mitten in einem ruhigen Wohngebiet in einer Sackgasse, ohne Stadtbahn- oder Busanschluss.

Der Sport in #Hannover braucht ein zweites Stadionbad. Die Familien in #Linden #Limmer brauchen ihr bewährtes Kombibad. #Fössebad Klick um zu Tweeten Walter Ulbricht: Niemand hat die Absicht...

Keine Kapazität für zusätzliche 1000 Zuschauer

Dass der gewünschte Standort für das Wettkampfbad die zusätzlichen 1000 Besucher nicht verkraften kann, ist schon jetzt nachprüfbar: In unmittelbarer Nachbarschaft hat der TSV Victoria Linden e. V. seinen Standort. Wer hier die Spiele der Rugby-Abteilung besucht, erlebt hautnah, wie ausgereizt die Kapazitäten für den Verkehr bereits heute sind.

Bei den angedachten internationalen Wettkämpfen in der Schwimmarena kommen dann ja nicht nur die 1000 Zuschauer, sondern dazu noch die Teams, evtl. in Mannschaftsbussen, mit Trainern und Betreuern. Für Busse gibt es hier jedoch weder Park- noch Wendemöglichkeiten. Auch sonst sind die Parkmöglichkeiten allenfalls für die Anwohner ausreichend.

Für die Sportstadt Hannover wäre es eher peinlich, wenn an diesem abgeschiedenen Standort bei Turnieren regelmäßig der An- und Abfahrtsverkehr zusammenbrechen würden.

Liepmannstraße gerade erst mühsam von Elterntaxis befreit

Gegenüber dem Fössebad liegt die Albert-Schweitzer-Schule. Jeden Morgen brach hier ein gefährliches Verkehrschaos durch die zahllosen Elterntaxis aus. Mit viel Mühe und Aufwand wurde vor noch nicht allzu langer Zeit hier modellhaft für andere Schulen das morgendliche Chaos eingedämmt. Wer das miterlebt hat weiß, dass hier nicht mehr als ein mäßiger Anwohnerverkehr möglich ist.

Fössebad und Wassersport brauchen jetzt eine ehrliche und transparente Planung

Hannover muss endlich Weitblick beweisen und raus aus dem Klein-Klein. Die Stadt muss sich ehrlich machen und den Sportvereinen mit einem zweiten Stadionbad eine Chance für die Zukunft bieten. Weil die Sportstadt Hannover mehr Wasserfläche braucht, auch und gerade für internationale Wettkämpfe.

Tatsächlich wird aber jetzt von den Sportvereinen gefordert, Wasserflächen des Breitensports und der Bevölkerung in exklusive Wettkampfbäder umzuwidmen. Darauf möchte sich die Stadt nur allzu gerne einlassen: Sie glaubt, sie könne so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Aber das ist ein Irrtum. Weil so nicht wirklich mehr Wasserflächen entstehen, sondern vorhandene nur anders und von einem kleineren Personenkreis genutzt werden können. Die Stadt versucht sich billig aus der Sache rauszumogeln.

Hannover spart mal wieder am falschen Ende: bei den Bürgerinnen und Bürgern. Rettet das #Fössebad für die Familien! Klick um zu Tweeten

Die Stadt braucht ein zweites Stadionbad, verkehrsgünstig gelegen und mit hervorragendem ÖPNV-Anschluss. Und Linden-Limmer braucht sein Kombibad für die Familien zurück.

Alle Meldungen zum Fössebad auf einen Blick

Bilder mit freundlicher Genehmigung von Gentrit Sylejmani und Wikimedia

3 Kommentare zu Fössebad: Sportarena in der Sackgasse?

  1. Die Forderung lautet also: Wir möchten unser Schwimmbad und wehe irgendeine andere Interessengruppe kommt uns in die Quere. Die Anderen sollen dann lieber nach Misburg, ich meine das war auch mal eine Forderung. Also am besten nur Eintrittskarten für Lindener, aber auch nur für die Radfahrer und Fußgänger.

    Alleine die Wortwahl Wettkampfbad/Sportarena, als ob das etwas schlechtes wäre. In meinen Augen macht die Stadt dennoch einen großen Fehler, sie schafft es nicht eine Kombination anzubieten in der evtl. ein zusätzliches Becken mit Rutsche und Wasserfall viele Familien ansprechen würde. Großes 50 Meter Becken mit allen Internationalen Standards, ein Lehrschwimmbecken (höhenvertellbar) und ein Nichtschwimmerbecken mit Spaßabgeboten wie Rutsche und Wasserfall. Während der Woche und auch an den meisten Wochenenden sollte so ein Betrieb für Familien möglich sein, ohne das der Vereinssport ausgegrenzt wird. Die Forderung sind nicht überzogen und würden allen in Hannover zu Gute kommen. Den Aufpreis sollte die Stadt gerne bereit sein zu zahlen. Leider, hier gebe ich Ihnen in der Wortwahl Recht, wird mal wieder zu kurz gedacht.

    Das Szenario vom Verkehrschaos, halte ich für übertrieben und tritt wenn überhaupt bei Meisterschaftsspielen auf. Ich wünsche den Wassersportlern gerne 1.000 Zuschauer, eintreten werden diese doch eher selten. Am Rande: Für 96-Spiele werden auch nicht 20.000 Parkplätze vorgehalten und da kommt es an den vereinzelten Tagen auch mal zu Stau. Wenn vor derartigen Veranstaltung gewisse Parkplätze für Busse und Menschen mit Handicap abgesperrt werden und man für Sonderveranstaltungen einfach den Schulhof mitbenutzen dürfte, sind auch große Veranstaltungen zu handhaben.

    Der Bahnanschluss ist übrigens keine 350 Meter entfernt, wo ist also die fehlende Anbindung. Eine U-Bahnstation kann ja schlecht gemeint sein.

    Ein weiterer interessanter Punkt ist die ruhige Wohnlage. Sie waren doch immer für den Erhalt des Bei Chez Heinz, wie passt das zusammen? Sind die Wassersportler lautstarke Proleten und die Partygänger ruhige Zeitgenossen? Es nur am Verkehr festzumachen wäre albern, da die Sportevents in nennenswerter Größe definitiv kein Dauerzustand sind.

    Das Problem der Grundschule ist anders gelagert, da Kinder in diesem Alter verständlicher Weise Gefahren schwer einordnen können und leichtsinnige Eltern diese provozieren. Ist also kein vernünftiges Argument.

    • Hallo Rune, Danke für den Kommentar.
      Das Bad soll selbstverständlich allen offen stehen, an keiner Stelle habe ich etwas anderes geschrieben. Auch bisher haben WASPO und Hochschulsport das Fössebad intensiv genutzt. Das kann auch so bleiben. Wogegen ich und viele andere BürgerInnen in Linden-Limmer sich wenden, ist die Umnutzung auf kaltem Wege. Selbst die Sozialdezernentin hat gesagt, das neue Fössebad soll ein Familienbad mit Stadtteilbezug werden. Im Mai 2016 vor der Kommunalwahl. Damals wurde erstmals ein 50-Meter-Becken ins Gespräch gebracht. Das ist in der Bürgerversammlung kritisch gesehen worden, wegen der absehbaren Nutzungskonflikte. Nach der Kommunalwahl war plötzlich der Freibadteil gestrichen worden und auch andere, für Familien wichtige Elemente (Wasserrutsche etc.), mussten mühsam nachverhandelt werden. Wobei man sich nie darauf verlassen kann, ob das dann auch so umgesetzt wird. Für den sportlichen Teil war auch vor der Kommunalwahl nur die Rede davon, besser und mehr trainieren zu können.

      Jetzt aber stehen die Sportlobbyisten mit der Forderung auf der Matte, sie bräuchten 1000 Tribünenplätze (doppelt so viel wie im Stadionbad!), damit das Fössebad für nationale und internationale Wettkämpfe tauglich ist. Vorher war davon nie die Rede. Wenn Sie sich anschauen, wie oft das Stadionbad wegen Veranstaltungen geschlossen ist – gerade an Wochenenden -, dann ahnen Sie, was auf die “privaten” Nutzer des Fössebades zukommt.

      Übrigens: Das hier ein Wettkampfbad in einer Sackgasse entstehen soll, ist nicht nur als Wortspiel gemeint. Die Liepmannstraße ist tatsächlich eine Sackgasse und nur über Nebenstraßen zu erreichen. Das Beispiel Elterntaxis habe ich erwähnt, weil schon diese vergleichsweise kleine Gruppe den morgendlichen Verkehr dort hat zuverlässig zusammenbrechen lassen. Zu den Wettkämpfen ist aber ein Vielfaches an Publikum zu erwarten. Das ruhige Wohngebiet bezieht sich auf die Verkehrssituation, nicht auf die Lautstärke.

      Nochmal: Ich gönne den Sportlern von Herzen ihren Erfolg und die tolle Entwicklung. Deshalb wäre allen mehr gedient, die Stadt würde in ein zweites Stadionbad und damit in die Zukunft investieren. Im Moment versucht sie sich möglichst billig mit einem faulen Kompromiss aus der Affäre zu ziehen – nix Halbes und nix Ganzes.

      • Ok, morgens habe ich mich da noch nicht umgeschaut. Dennoch unterscheiden sich die Situationen meiner Meinung nach. Denn bei der Schule setzten die Eltern die Kinder ab und wollen sofort wenden und wieder fahren, bei den Besuchern der Wettkämpfe wollen erstmal alle hin und am Ende alle weg. Das es hier zum rangieren kommt steht außer Frage, aber der Stadtteil wird deswegen nicht zusammenbrechen. Und wie gesagt, wie oft werden denn 1.000 Zuschauer erwartet?

        Ich denke auch, dass eine Tribüne mit 500 Plätzen ausreichen müsste, plus Plätze am Beckenrand als Reserve. Es sollte gewährleistet sein, dass alle Spiele stattfinden dürfen. Mit ein oder zwei Spielen im Jahr, wo an die 1.000 Zuschauer kommen, lässt sich die größere Kapazität jedoch nicht rechtfertigen. Ich kenne hier aber den Bedarf nicht. Vielleicht ist es auch die Herangehensweise 1.000 fordern um 500 zu bekommen.

        Die Stadt macht bei dem Ganzen keine gute Figur, wie bei so vielen Projekten in letzter Zeit. Im Gegensatz zu Ihnen halte ich aber eine Kombination von Familie und Sport in einem Schwimmbad für möglich, dafür müsste aber ein wenig mehr Geld in die Hand genommen werden. Die Befürchtung der zunehmenden Belegung an Wochenenden kann ich verstehen, hier muss die Stadt dann klare Grenzen setzen.

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  1. Fössebad - Familien müssen draußen bleiben? Sportlobby setzt Sportbad durch

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