
In dieser Woche gibt es gleich zwei Veranstaltungen, die sich recht praktisch den Thema Gentrifizierung, Verdrängung und bezahlbarer Wohnraum widmen. Das Netzwerk “Wohnraum für Alle” beschäftigt sich am Mittwoch im UJZ Korn mit Zwangsräumungen. Am Donnerstag lädt “Urban Futures” zur Diskussion über Gentrifizierung und wie man ihr begegnet in den Pavillon.
Es gibt Menschen, die Gentrifizierung leugnen und solche, die Gentrifizierung gut finden. Dabei ist das Problem der Verdrängung offensichtlich und es nimmt zu. Investoren stecken ihre Claims ab, allerorten sprießt Betongold aus dem Boden. Dabei werden selbst für die Mittelschicht auch in Hannover die steigenden Mieten mehr und mehr zu einer drückenden Last. Vom Verschwinden erschwinglicher Mieten bei der Wohnungssuche ganz zu schweigen. Was ist zu tun?
Inhalt
Die Stadt im Dialog. Hört sie auch zu?
Das Bemühen der Stadt Hannover, mit den Bürgern einen Dialog über Stadtentwicklung zu führen, finde ich prinzipiell löblich. Bei der Veranstaltungsserie “Hannover City 2020+” (2008-2010) hatte ich allerdings den Eindruck, ein Zirkel älterer Herren möchte noch mal im Sandkasten “Bob der Baumeister” spielen. Bei der aktuell laufenden Kampagne “Mein Hannover 2030” wiederum habe ich das Gefühl, es handelt sich um nachholende Wahlwerbung unseres ehemaligen OB-Kandidaten (”Mein Hannover” – Sie erinnern sich?).
betrifft: Gentrifizierung. Am 26.2. 2015 from Marcus Munzlinger on Vimeo.
Einladung zur gesellschaftspolitischen Reihe “betrifft:” im Kulturzentrum Pavillon Hannover! Am 26.2.2015 zum Thema Gentrifizierung
Aber alle gutgemeinten “amtlichen Bürgerbeteiligungen” gehen irgendwie am wachsenden Problemdruck des fehlenden bezahlbaren Wohnraums vorbei. Auch das “Wohnkonzept 2025” ist bestenfalls ein Tröpfchen auf den heissen Stein.
Da die städtischen Kampagnen trotz ihrer schmissigen Titel eine Lösung nicht wirklich voran bringen, bringen sich Bürgerinnen und Bürger, Betroffene selber ins Gespräch:

Zwangsräumungen stoppen! Theorie und Praxis
Mittwoch, 25.02.2015, 20 Uhr, UJZ Korn
Aktivist*innen des Berliner Bündnisses “Zwangsräumungen verhindern” bringen praktische Aktionskonzepte und Strategien in die Diskussion ein, wie Betroffenen bei (drohender) Zwangsräumung geholfen werden kann und wie man sie solidarisch unterstützen kann.

Gentrifizierung
Donnerstag, 26.02.2015, 19 Uhr, Pavillon
Etwas übergreifender aber doch konkret an der Situation in Hannover bearbeitet die Veranstaltung der Reihe “betrifft:” das Problem. An drei Thementischen können soziale Fragen, Möglichkeiten der Bürger*innenbeteiligung sowie Soziale Bewegungen diskutiert werden.
An einer Tatsache kommen allerdings auch Verdrängungs-Leugner und Gentrifizierungs-Schönredner nicht vorbei: Die Stadt, das sind wir Alle! Und eine soziale, solidarische Stadt ist in der Pflicht, die Gesellschaft beisammen zu halten. Darauf zu achten, dass niemand ausgegrenzt oder an den Rand gedrängt wird.
Diskutieren Sie mit, bringen Sie sich ein. Holen Sie sich Tipps und Infos. Es ist Ihr Hannover.
Quellen und weiterführende Links
- Zwangsräumungen stoppen! Theorie & Praxis
- Gentrifizierung: soziale Fragen, Bürger*innenbeteiligung, Soziale Bewegungen
- Mieterbund Hannover
- Mieterladen Linden e. V.
- Diskussion Gentrifizierung in Linden
- Update: Fortlaufende Sammlung von Artikeln zur Gentrifizierung
Bildnachweis
- Titelbild Israel Sundseth, unsplash.com
- Kampagne Ahoi
- Urban Futures betrifft:
- Video: Marcus Munzlinger
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Auch ein schöner Kommentar zur Entwicklung in Linden: https://kampagneahoi.wordpress.com/2015/02/20/stress-zwischen-wohnwert-und-denns/
Und angesichts dieses Beispiels muss man fragen: Wie sozial geht eigentlich die Region Hannover mit Hartz IV-Empfängern beim Thema Wohnen um? http://www.tz.de/muenchen/stadt/wohn-wahnsinn-muenchen-verzweifelt-sucht-hartz-iv-empfaenger-4756392.html
Zum Thema Gentrifizierung passt ein Interview mit Prof. Hardt-Waltherr Hämer (Spitzname: Gustav), das über die „Bundeszentrale für politische Bildung“ abrufbar ist:
http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/68er-bewegung/52075/hardt-waltherr-haemer
Die Berliner mussten sich mit dem Problem bereits vor 50 Jahren herumschlagen. Gleichwohl warne ich davor, alle Modernisierungs- und Neubauvorhaben, die heutzutage in bevorzugten Wohngebieten anstehen, unter den Generalverdacht der Gentrifizierung zu stellen. Unter den Bauträgern und Vermietern gibt es solche und solche. Die Politik muss verhindern, dass die Heuschrecken Nahrung finden. – Ich gehörte übrigens zu Gustavs Team, als es Ende der 70er-Jahre galt, die Stadthalle in Paderborn zu errichten.
Für mich ist auch weniger die Gentrifizierung als solche das Problem, als vielmehr die regelmäßig mit ihr einhergehende Verdrängung.
Ein wirklich sehr Interessanter Beitrag. Verfolge schon seit längeren die Baumaßnahmen und die Lage im Ihmezentrum. Leider oder ist das ganze große Projekt in der Umsetzung etwas stockig, aber die hoffnung stirbt ja zu letzt!
Wir als Dienstleister sind seit über 22 Jahren für unsere Kunden im Einsatz… hier ein kleiner überblick [Link entfernt] und wir verwirklichen auch jede all zu schwierige planung.
Es Grüßt aus Langenhagen
Marc-Tell Kindling