Bei der Eröffnung der Ausstellung kam der bewegendste Moment gleich zu Beginn. Nach kurzen Ansprachen der Veranstalter stellten sich die Musiker vor, die erstmals in dieser Besetzung zusammen waren: “Wir haben uns hier zum ersten mal getroffen. Ein Türke, ein Grieche, ein Österreicher und ein Deutscher. Jetzt sind wir einfach alle Freunde. Warum funktioniert das nicht überall auf der Welt so?”
Gelernt habe ich, wie die “50 Jahre” zur “Migration in Linden” im Titel gekommen sind. Namensgeber ist das älteste Dokument der Sammlung: der erste Arbeitsvertrag von Georgios Liaskos hier in Linden. Sein Sohn Kostas war einer der Musiker, die für die Gäste spielten. Es gab eine kleine musikalische Rundreise durch die Kulturen. Bei “Griechischer Wein” stimmte das Publikum mit ein. Kostas Liaskos ist übrigens nicht nur in Linden aufgewachsen. Kostas war auch der erste Lindener Butjer, als Egon Kuhn das Lindener Butjerfest in den 60er Jahren wiederbelebte. Migration in Linden ist eben eine ganz besondere Geschichte.
Das jüngste Kapitel Lindener Geschichte ist noch nicht erforscht – eine Schande
Heiko Arndt, einer der Organisatoren, wies in seiner kurzen Eröffnungsrede auf ein schweres Versäumnis hin: Wohl gibt es kaum einen Stadtteil in Hannover, über den mehr geschrieben und geforscht wird, als über Linden. Aber die Geschichte der Migration in Linden existiert nur in erzählten Geschichten der Migranten und Zeitzeugen. Sie wird weder erforscht noch festgehalten. Es ist einer Migrationsgesellschaft unwürdig, ihre jüngsten Wurzeln so zu missachten. Die Bilder der Ausstellung sind quasi die einzigen Zeugen dieser Zeit. Wir brauchen Mittel und Unterstützung, auch das jüngste Kapitel unserer Geschichte zu erforschen und zu dokumentieren. Das sind wir uns und unseren Mitbürgern schuldig.
Beide Ausstellungen sind noch bis zum 31. März 2015 geöffnet. Mehr Informationen in der Einladung.
Update
Eine kurze Rückschau zur Vernissage mit Video bei www.900jahrelinden.de
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