Inhalt
- 1 Betreibt die Madsack-Presse jetzt Politik mit postfaktischen Fake-News?
- 2 Stimmungsmache mit manipulierten Umfrageergebnissen
- 3 Stimmenzahl nach Abstimmungsende plötzlich 10 mal höher
- 4 Indizien für die Manipulation
- 5 Suggestivfragen gehen den manipulierten Zahlen voraus
- 6 Nach suggestiver Einleitung folgen irritierende Fragen
- 7 Diese “Umfrage” der Madsack-Presse richtet mehrfach Schaden an
- 8 Was halten Sie von dieser “Umfrage” der haz?
Betreibt die Madsack-Presse jetzt Politik mit postfaktischen Fake-News?
Mit ihrer “Umfrage” vergangene Woche outet sich die Madsack-Presse definitiv als Gegner Grüner Politik in Stadt und Region Hannover. Da sachliche Argumente zu fehlen scheinen und Fakten wohl gerade nicht zu Hand sind, schickt die haz ihre Leser vor und startet eine manipulative “Umfrage”:
Die Grünen haben seit der Wahl in Stadt und Region nicht mehr viel zu melden – vermissen Sie grüne Impulse in der Kommunalpolitik? Fehlen die Grünen?
Die Grünen fehlen nicht, denn sie sind noch da: Die Grünen sind Teil der Ampel im Rat der Stadt Hannover und haben somit durchaus noch eine Menge zu melden. Geändert hat sich nur, dass jetzt Kompromisse zwischen drei Parteien – statt wie bisher zweien – gefunden werden müssen. Und auch Oppositionsarbeit (in der Regionsversammlung) kann einiges bewirken und gehört in einer Demokratie zwingend dazu. Wer zum Thema Politik den Stift erhebt, sollte soviel zumindest verstanden haben.
Geht die #haz jetzt mit Fake-News hausieren? Klick um zu TweetenStimmungsmache mit manipulierten Umfrageergebnissen
Wirklich erschreckend ist jedoch, dass die ganze Umfrage in noch unbekanntem Ausmaß manipuliert ist. Die Umfrage fand am 06.12.2016 statt, das (eigentliche) Ergebnis wurde am 07.12.2016 in der haz abgedruckt: 2528 Stimmen seien bis 19 Uhr abgegeben worden. 45 % (ca. 1138 Stimmen) vermissen Grüne Impulse in der Kommunalpolitik, 51 % (ca. 1290 Stimmen) vermissen die Grünen nicht, 4 % (ca. 100 Stimmen) ist das egal.
Es versteht sich von selbst, dass bei einer Umfrage jeder Teilnehmer nur einmal seine Stimme abgeben kann. Zumindest für angemeldete Leser ist das normalerweise auch bei Madsack sichergestellt. Und normalerweise enden die Umfragen abends und eine weitere Stimmabgabe ist nicht mehr möglich.
Die #haz attackiert die Grünen mit postfaktischer Umfrage. Klick um zu TweetenStimmenzahl nach Abstimmungsende plötzlich 10 mal höher
Heute, eine knappe Woche nach dem Ende der Umfrage wird in der Onlineausgabe plötzlich eine mehr als 10 mal höhere Beteiligung ausgewiesen. Obwohl die Umfrage eigentlich längst beendet ist! Mit einem dramatisch verändertem Abstimmungsergebnis. Plötzlich wurden 31.956 Stimmen abgegeben (Printversion: 2.528). Grüne Impulse vermissen jetzt nur noch 17 % (ursprünglich 45 %). Dafür stieg die Ablehnung von 51 % (oder ca. 1.290 Stimmen) auf 83 % (26.433 Stimmen).
Wer hat sich hier die Zahlen nach Vorbild des ADACs zurechtgebogen? War das schon eine Attacke von Putins fünfter Hacker-Kolonne?
Indizien für die Manipulation
Der erste Hinweis auf eine Manipulation zu Ungunsten der Grünen ist die Veränderung der Zahlen nach Abschluss der Umfrage. Der zweite Hinweis ergibt sich aus dem Vergleich der üblichen Teilnehmerzahlen bei den “Umfragen”:
Vereinfacht ausgedrückt: Die haz hat gar nicht das Aktivierungspotential für eine Umfrage mit mehr als 30.000 Klicks. Die beiden Onlineausgaben von haz und NP haben zusammen keine 200.000 Besuche am Tag. Die Mediadaten reden unpräzise von “Besuchen”, das ist nicht gleichzusetzen mit Besuchern, also potentiellen Teilnehmern an einer Abstimmung. Das jeder sechste Besucher (oder noch mehr) der Onlineausgabe teilgenommen hätte, widerspricht allen Erfahrungswerten. Selbst bei Aufregerthemen erreichen die sogenannten Umfragen bestenfalls vierstellige Beteiligungen.
Suggestivfragen gehen den manipulierten Zahlen voraus
Unangenehm fällt schon auf, dass die abgedruckte “Frage des Tages” nur stark verkürzt wiedergibt, was in der Online-Ausgabe gefragt worden ist. Die Fragen drängen auffällig zu einem Ergebnis hin. Eigentlich sollten Umfragen zu einem Erkenntnisgewinn führen. Hier soll nur die vorgefasste Meinung des Fragestellers bestätigt werden.
Nach suggestiver Einleitung folgen irritierende Fragen
Die vorgegebenen Antwortmöglichkeiten sind missverständlich und bedienen sich des Vokabulars “besorgter Bürger”: Die irreführende Fragestellung
… Weniger Autoverkehr, Naturschutz und Nachhaltigkeit…
kann man ja noch mit der Übermüdung eines überforderten Praktikanten entschuldigen. Aber eine Formulierung wie
Gut, dass Schluss ist mit dem Öko-Diktat.
ist eine Sprache, die sonst nur in rechtspopulistischen Kreisen üblich ist. Selbst die neutrale Antwortoption ist ein Schlag gegen die Demokratie und befeuert lediglich Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit:
Der Einfluss der Politik wird eh völlig überschätzt.
Die Presse gilt allgemein als vierte Gewalt im Staat. Die Pressefreiheit hat Verfassungsrang. Wer mit solchen “Umfragen” und manipulierten Zahlen Stimmungsmache betreibt darf sich nicht wundern, wenn die Glaubwürdigkeit der Medien einen neuen Tiefpunkt erreicht.
Ist die #haz noch glaubwürdig? Eine Umfrage weckt starke Zweifel. Klick um zu TweetenDiese “Umfrage” der Madsack-Presse richtet mehrfach Schaden an
Die Fragen sind suggestiv, einseitig und polemisch. Die Zahlen sind manipuliert. Die gesamte Aussage der “Umfrage” ist falsch. Das schiefe Bild, das hier über Bündnis 90 / Die Grünen gezeichnet wird, schadet zuerst der Partei. Aber die wird sich zu wehren wissen. Mit diesem peinlichen Produkt beschädigt Madsack allerdings auch die Glaubwürdigkeit der Medien. Das ist gerade in der aktuellen Diskussion fatal. Und als wäre das noch nicht genug, wird mit Wortwahl und Aussage der Rechtspopulismus befeuert und die demokratische Motivation der Wähler untergraben.
Ich kann nur hoffen, dass die Zahl von außen und nicht vom Verlag selbst verändert worden sind. Die Redaktion trägt aber auf jeden Fall die Verantwortung für die suggestiven Fragestellungen. Und mindestens ist sie dafür verantwortlich, die offensichtliche Manipulation der Zahlen weder verhindert noch korrigiert zu haben. Die manipulierte Umfrage steht noch immer im Netz. Der Schaden wird durch Unterlassung billigend in Kauf genommen.
Update 13.12.2016: Das Umfrageergebnis wurde inzwischen aus der Onlineausgabe der haz entfernt.
Dieses Fehlverhalten muss Konsequenzen haben.
Ist das noch Journalismus oder kann das weg? #haz Klick um zu TweetenWas halten Sie von dieser “Umfrage” der haz?
Unabhängig davon, wie Sie zu Grüner Politik stehen: Fühlen Sie sich vom Madsack-Konzern noch objektiv und unabhängig informiert? Halten Sie die Nachrichten von haz, NP und den weiteren Ablegern noch für seriös und vertrauenswürdig? Finden Sie das, was Sie in Ihrem Alltag beobachten ausreichend und angemessen in den Nachrichten aus dem Hause Madsack widergespiegelt? Wie können sich die Bürgerinnen und Bürger gegen diese Stimmungsmache und Meinungsmanipulation zur Wehr setzen?
Ich bin gespannt auf Ihre Meinung. Nutzen Sie gern die Kommentarfunktion gleich unterhalb dieses Beitrags.
Ich teile die Kritik an manipulierten Umfragen zulasten der Grünen in Hannover. Die Tendenz der Berichterstattung der HAZ richtet sich gegen progressive politische Inhalte. Kommentaren haben z.T. populistische Tendenzen. Und seit der Umstellung der HAZ auf das “schmale” Format, sind auch die Inhalte schmaler, mehr dem Boulevard verhaftet und machen die Zeitung kaum noch lesbar. Wir erwägen die Kündigung.
Die HAZ hat Angst, gegenüber digitalen Medien nicht bestehen zu können. Sie fürchtet Facebook und Co. Offenbar glaubt die HAZ-Redaktion, sie könne nur dann bestehen, wenn sie ähnlich schrille Thesen verbreitet, wie es in manchen rechtslastigen Foren und rechtslastigen sogenannten “sozialen Gruppen” geschieht. Das Phänomen ist nicht neu – leider.
Vor rund 5-6 Jahren zitierte die HAZ auffällig häufig Kommentare von der “politically-incorrect”-Internetseite. Einerseits hat sich dort inzwischen ein noch deutlicheres rechtsradikales Gedankengut breit gemacht, andererseits hat die HAZ offensichtlich inzwischen eingesehen, dass sie solche “Späßchen” nur begrenzt mitmachen kann. Heute zitiert die HAZ nicht mehr im Stil von vor ein paar Jahren Beiträge der Seite “politically-incorrect”.
Bleibt zu hoffen, dass bei der HAZ-Redaktion die Einsicht reift, sich endgültig von jeder Form von “Schmähkritik” zu verabschieden. Das können andere “besser”, bzw. betreiben es viel schlimmer, als die HAZ. Eine Zeitung jedoch sägt an dem Ast, auf dem sie sitzt, wenn sie versucht in Sachen “Schmähkritik” die Schmutzfinken des Internets zu übertrumpfen, oder sollte man sagen zu “über-trump-en”?