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„Mehr malochen“ hilft nicht weiter

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Was Friedrich Merz über Arbeit, Wohlstand und die Vier-Tage-Woche sagt, klingt nach Wirtschaft – ist aber eher Calvinismus mit Stechuhr. Warum „mehr malochen“ keine Lösung ist, was Studien zur 4-Tage-Woche zeigen – und weshalb wir dringend über das Recht auf Faulheit reden sollten.

Wir müssen noch mal über das Recht auf Faulheit reden, Herr Merz!

Friedrich Merz hat gesprochen – und wie immer, wenn er den wirtschaftlichen Kompass für Deutschland setzen will, wird es … interessant. In seiner Regierungserklärung erklärte der Kanzler:

„Wir müssen in diesem Land wieder mehr und vor allem effizienter arbeiten. Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können.“

Regierungserklärung Bundeskanzler Friedrich Merz 14.05.2025

Puh. Wo soll man da anfangen?

Das ist übrigens auch der Herr Merz, der nach den Koalitionsverhandlungen erstmal "ein paar Tage Urlaub" brauchte. 🥴
Man muss ja auf seine Work-Life-Balance achten.

15. May 2025, 15:54 33 Boosts 60 Favoriten
 Post by @SandraNabbefeld@mastodon.social   View on Mastodon     

Mehr arbeiten = mehr Wohlstand? Leider nein.

Die Idee, dass einfach mehr Arbeit automatisch zu mehr Wohlstand führt, ist betriebs- wie volkswirtschaftlich Unfug1https://www.diw.de/de/diw_01.c.900064.de/nachrichten/sollen_wir_alle_noch_mehr_arbeiten.html. Entscheidend ist nicht die bloße Anzahl der Arbeitsstunden, sondern was in diesen Stunden tatsächlich geschaffen wird. Es geht um Effizienz, Innovation und Wertschöpfung – nicht um Stechuhr-Romantik.

Millionen unbezahlte Überstunden – schon vergessen?

Laut dem DGB-Index „Gute Arbeit“ aus dem Jahr 20242https://index-gute-arbeit.dgb.de/++co++6ff847ea-d8b9-11ef-ad1a-2f5860950bb9 wurden in Deutschland über 1,3 Milliarden Überstunden geleistet – ein Großteil davon unbezahlt. Was sagt uns das? Die Menschen arbeiten längst mehr. Nur eben oft ohne angemessene Anerkennung oder Effektivität. Vielleicht wäre es mal an der Zeit, über bessere Arbeitsbedingungen und realistische Arbeitsziele3https://www.dgb.de/gute-arbeit/arbeitszeit/ 4https://www.igmetall.de/im-betrieb/gesundheit-und-arbeitsschutz/dgb-index-gute-arbeit-ueberstunden-weniger-ist-mehr zu sprechen – statt reflexhaft „mehr malochen!“ zu fordern.

Olaf Schlösser

Ich übersetze das mal für Euch:

Nehmt euch einen gelben Schein, macht mal ein langes Wochenende. Arbeit ist nicht alles im Leben.

Ein Pressefoto von Friedrich Merz mit dem Text: Merz kritisiert Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance „Wir müssen in diesem Land wieder mehr arbeiten"
14. May 2025, 9:48 17 Boosts 21 Favoriten
 Post by @olafschloesser@ruhr.social   View on Mastodon     

Die 4-Tage-Woche wirkt – wirklich!

Internationale Studien5https://wirsindderwandel.de/arbeit/4-tage-woche-eine-uebersicht-ueber-studien-modellprojekte-und-laender/ aus Großbritannien, Island, Deutschland6https://www.fes.de/themenportal-bildung-arbeit-digitalisierung/arbeit/4-tage-woche 7https://www.tagesschau.de/wirtschaft/arbeitsmarkt/vier-tage-woche-erfahrungen-studie-100.html und anderen Ländern zeigen: Die 4-Tage-Woche führt nicht etwa zu weniger Produktivität, sondern oft zu mehr – bei gleichzeitig höherer Zufriedenheit und geringeren Krankheitsausfällen. Warum? Weil erholte Menschen besser arbeiten. Weil weniger Meetings, klarere Prozesse und fokussiertes Arbeiten wirken. Vielleicht mal reinschauen, Herr Merz?

Calvinismus für Fortgeschrittene

Die Merzsche Argumentation erinnert frappierend an den guten alten Psalm 90,10:


Seitliches Profil einer Frau mit rostrotem Rollkragenpullover und weißer Tasche. Sie blickt mit geschlossenen Augen auf.

„Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und wenn’s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen.“

– Psalm 90, 10

Willkommen im asketischen Protestantismus, insbesondere in seiner calvinistischen Ausprägung. Arbeit nicht als Mittel zum Zweck, sondern als moralisches Gebot. Max Weber hat das in Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus schon vor über hundert Jahren seziert.

Dass ein CDU-Kanzler diesen „Geist“ wieder beschwört, überrascht wenig – aber es bleibt die Frage:

Versteht Merz Wirtschaft – oder predigt er nur?

Die Aussage des Kanzlers klingt weniger nach durchdachter Wirtschaftspolitik, sondern eher nach einem moralischen Appell im Deckmantel ökonomischer Vernunft. Aber Wirtschaft funktioniert nicht wie ein Gottesdienst – sondern wie ein komplexes System, das von Menschen lebt. Menschen mit Leben. Mit Familien. Mit Grenzen.

„Bundeskanzler Friedrich Merz:
„Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance können wir den Wohlstand nicht erhalten““

Merz hängt sich aus seinem Dienstmercedes mit Fahrer und brüllt einen Pfleger an, der eine alte Frsu im Rollstuhl spazieren schiebt: „MIT VIER-TAGE-WOCHE UND WORK-LIFE-BALANCE KÖNNT IHR MEINEN WOHLSTAND NICHT ERHALTEN!“ Unterzeile: „BUNDESKANZLER MERZ GANZ VOLKSNAH“ (Credit: SCHWARWEL)
14. May 2025, 18:16 244 Boosts 206 Favoriten
 Post by @schwarwel@stranger.social   View on Mastodon     

Vielleicht sollten wir also wirklich noch mal über das Recht auf Faulheit reden, Herr Merz. Nicht im Sinne von „nichts tun“, sondern im Sinne einer neuen Balance, in der Arbeit nicht unser ganzes Leben definiert.

Und wenn wir schon bei Bibelzitaten sind: Am siebten Tag ruhte selbst der Herr.

Quellen und weiterführende Links:
Stimmen aus dem Fediverse

Kommentare

Eine Antwort zu „„Mehr malochen“ hilft nicht weiter“

  1. Avatar von Jörg Schimke

    @DerJoerg @SandraNabbefeld @olafschloesser @schwarwel
    Die Work-Life-Balance ist unser Wohlstand 😇

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