Trotzdem
Obwohl ich weiß, dass … entscheide ich mich anders. Wenn ich nur wüsste warum. Lerne ich nicht? Oder bin ich so vergesslich?
Wann habe ich zuletzt getrotzt? Heute. Vorhin noch. Ich hatte mir vorgenommen, heute ist Hausputz dran. Vorher aber vielleicht noch … Mails checken? Die Einkaufsliste für Morgen vorbereiten? Auf meinem hassgeliebten Social Media Kanal sollte ich unbedingt auch noch vorbeischauen, ich könnte ja was Wichtiges verpassen. Der Hausputz läuft ja schließlich nicht weg.
Also ich weiß das schon, dass die Zeit für das geplante Putzprojekt immer knapper wird. Am Ende nicht reichen wird.
Andererseits
Muss Trotzdem zwangsläufig ein Widerspruch sein? Ist Trotzdem nicht vielleicht auch die kämpferische Variante eines Sowohl-als-auch?
Ich kann z. B. abnehmen wollen und trotzdem Chips mögen. Und essen. Oder dieses unverschämt leckere Eis aus dieser unverschämt verführerischen Eisdiele.
Ich kann mich mit dir streiten und dich trotzdem verstehen.
Dieses Konzept gefällt mir besser.
Ich fange an, das Trotzdem zu mögen. Weil Widersprüche sich damit ineinander verlieben können.
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr scheint mir Trotzdem eine Tür zu öffnen. Wir könnten unterschiedliche Geschmäcker haben und trotzdem gut zusammen kochen und essen. Wir könnten räumlich weit voneinander entfernt sein und uns trotzdem nahe sein. Wir könnten unterschiedliche Meinungen haben und uns trotzdem gut verstehen.
Je länger ich darüber nachdenke, um so mehr wird Trotzdem zu einem Klebstoff, der Schwarz und Weiß miteinander verbinden kann. Und es wird trotzdem kein Grau daraus. Sondern buntes Leben.
Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.
Martin Luther zugeschrieben
Diesen Beitrag habe ich in der 61. Blognacht geschrieben. Für mich war es die erste Blognacht. Die Blognacht ist eine regelmäßige Veranstaltung von Anna Koschinski, bei der sich Blogger:innen treffen, um zu einem Impuls spontan einen Blogbeitrag zu schreiben.